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"Von Neuem", Abschlusstagung der DFG-Forschungsgruppe 2305 an der Freien Universität Berlin am 20.-22. Juni 2022

Plakat Abschlusstagung

Plakat Abschlusstagung

Nach sechsjähriger Tätigkeit hat unsere DFG-Forschungsgruppe FOR 2305 „Diskursivierungen von Neuem. Tradition und Novation in Texten und Bildern des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“ vom 20.-22. Juni 2022 ihre Abschlusskonferenz an der Freien Universität veranstaltet.

Wir untersuchen die komplexe Beziehung von „Alt“ und „Neu“ und versuchen, diese Beziehung nicht im Sinne einer streng linearen Diachronie zu konzeptualisieren, sondern vielmehr als Ergebnis komplexer zeitlicher Verschränkungen. „Diskursivierungen von Neuem“, wie sie im Titel der Gruppe anklingen, werden dabei als Prozesskategorien verstanden, die statische Alt-Neu-Dichotomien und vereinfachende Fortschrittsteleologien überwinden sollen.

Unsere acht Teilprojekte, die literarische und bildkünstlerische Objekte aus dem 12. bis 18. Jahrhundert untersuchen, haben das gemeinsame Ziel, analytische Kategorien für die Konzeptualisierung und Diskursivierung des Neuen zu entwickeln. Wir streben eine Neudefinition kultureller Dynamiken an, die über den theoretischen Gegensatz von Bruch und Kontinuität hinausgeht, wobei wir von der Beobachtung ausgehen, dass das „Neue“ in epistemologischer, sozialer oder kultureller Hinsicht häufig in komplexen Prozessen mit bestehenden textuellen und generischen Strukturen rückgekoppelt ist.

In unseren verschiedenen Teilprojekten haben wir uns auf Aspekte konzentriert, die sich als besonders relevant für die Beschreibung verschiedener historischer Verflechtungen von „Altem“ und „Neuem“ erwiesen haben. Dazu gehören: die Rolle von gattungsspezifischen Markern in der literarischen und bildenden Kunst (z.B. in Bezug auf die „Vermischung“, „Hybridisierung“ oder „Verschmelzung“ bestimmter Gattungen im Laufe der Zeit); das Konzept der Emergenz und seine Nützlichkeit bei der Erklärung von Phänomenen der ästhetischen Innovation oder Neuartigkeit; und die Rolle impliziter oder expliziter zeitlicher Markierungen, die oft eine programmatische oder metapoetische Valenz annehmen, nicht zuletzt deshalb, weil solche Markierungen oft mit der Behauptung verbunden sind, dass sie Artefakte zwischen „alt“ und „neu“ in der Schwebe halten, oder dass sie das, was als „neu“ oder „alt“ angesehen wird, schaffen oder dazu beitragen, es zu erhalten.

Unsere Abschlusskonferenz „Von Neuem / The New: All over again“ hat mit internationalen Gästen im Seminarzentrum an der Freien Universität Berlin in deutscher und englischer Sprache stattgefunden. Unter dem bewusst weit gefassten Titel haben wir zum Abschluss der Arbeit der Forschungsgruppe einige der zentralen Fragen aufgegriffen, die wir seit 2016 diskutieren, und einen produktiven Dialog mit unseren Gästen geführt, die das Thema aus der Perspektive ihrer eigenen Interessengebiete angegangen sind.

Programm:

Montag, 20. Juni 2022

18:00 Uhr

Ankunft und Begrüßung der Teilnehmer*innen

18:30 Uhr

Bernhard Huss (Berlin):
Eröffnung

18:45 Uhr

WiMi der FOR 2305:
Einstieg in die Thematik, Einblick in die Projektarbeiten

Dienstag, 21. Juni 2022

Abschnitt 1
9:00 Uhr

Nicholas Cronk (Oxford):
Between Old and New: Voltaire and the Querelle des Anciens et des Modernes

9:30 Uhr

Gisela Schlüter (Erlangen):
Modernität als Zeitgenossenschaft

Abschnitt 2
11:00 Uhr

Annette Gerok-Reiter (Tübingen):
Von Neuem: Sprechen über das Licht. Dynamiken zwischen ,alt‘ und ,neu‘ im Fließenden Licht Mechthilds von Magdeburg

11:30 Uhr

Andreas Haug (Würzburg):
/nova carminum compositio/ – Historische versus historiographische Diskurse über das Neue in der vorneuzeitlichen Musikgeschichte

Abschnitt 3
14:00 Uhr

Emily Thornbury (New Haven):
The Tremulous Scribe, Classicist: Imagining Alternative Modernities in Thirteenth-Century Worcester

14:30 Uhr

Andrew Lynch (Perth):
‘Stuff happens’: Time and the Fortunes of War in Lydgate’s Troy Book I and II

Abschnitt 4
16:00 Uhr

Roger Friedlein (Bochum):
Der Atlantismythos in der frühen spanischen und portugiesischen Neuweltchronistik

Abschnitt 5 
17:00 Uhr

Anna Pawlak (Tübingen):
Ästhetische Extravaganz im Dienst kollektiver Distinktion. Frans Floris’ Sturz der gefallenen Engel

Mittwoch, 22. Juni 2022

Abschnitt 6
08:30 Uhr

Florian Mehltretter (München):
La coruttela del secolo: Normensuspension und Normenablösung in Paratexten des Seicento

09:00 Uhr

Christina Schaefer (Kiel):
Von Sonnen, Wolken und Bienen im Haus: Stimme und Rolle der Frau in italienischen und französischen Ökonomiken der Renaissance

Abschnitt 7
10:30 Uhr

Kai Bremer (Osnabrück):
Jesum jetzund jubiliret: Deutsche Neujahrslyrik im 17. Jahrhundert

11:00 Uhr

Yasmin Haskell (Perth):
The Ark of Orpheus: Towards a New-Old Poetics of Nature

Abschnitt 8
11:30 Uhr

Sina Rauschenbach (Potsdam):
Aktualisierung und Nicht-Aktualisierung: Die Beschreibungen Englands und Irlands in den Elzevierschen Republiken

12:30 Uhr Abschlussrunde und Verabschiedung