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(4) Poetische und poetologische Codierungen und Umcodierungen von ‚alt‘ vs. ‚neu‘ (TP 01 Köbele, TP 07 Traninger)

Die literaturkonstitutive Traditionsgebundenheit tritt häufig dort besonders klar hervor, wo Literatur Postulate und Prozesse binnenliterarischer Novation reflektiert. Ganz anders als im (natur)wissenschaftlichen Neuerungsdiskurs kann faktische Neuerung in der literarischen Praxis mit einer Verweigerungshaltung gegenüber der Novation auf der Ebene der poetologischen Selbstbeschreibung der Texte einhergehen; Neuerung tritt dann als ‚Trotzeffekt‘ ihrer programmatischen Verneinung hervor und kann sich in der Praxis zugleich durch raffinierte ästhetische Subversion des Konventionellen realisieren (TP 01 Köbele). In der Gattungshistorie literarischer Formationen ist festzustellen, dass für die Literaturpraxis sich neu erschließende, durch Neusortierung generischer Codes zustande kommende Gattungen von zeitgenössischer Poetologie durch Bezugnahme auf ‚fremde‘, aber durch Anciennität nobilitierte Gattungs­parameter definiert werden: Historische Literaturtheorie sucht literarischer Novation hier ‚gerecht‘ zu werden, indem diese durch Anschluss an Tradition nicht nur erklärend, sondern auch relati­vierend eingeordnet wird (TP 07 Traninger).