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"Gattungsprofil und Zeitindex", Workshop der DFG-Forschungsgruppe 2305 an der Universität Zürich am 7. März 2022

Plakat Gattungsprofil und Zeitindex

Plakat Gattungsprofil und Zeitindex

Datum: Montag, 7. März 2022, 9-18 Uhr

Die Veranstaltung wurde auch per WebEx übertragen.

Das Verhältnis von „Zeit und Gattung“ lässt sich in einem ersten Schritt in unterschiedliche Problemfelder auffächern, die in einem zweiten Schritt systematisch aufeinander bezogen werden können und müssen. Von besonderer Bedeutung scheinen vier Aspekte zu sein:

(1) das in Texten unterschiedlicher Gattungen in unterschiedlichen Zeiträumen ausgestellte beziehungsweise implizite Zeitverständis/ -bewusstsein (Objektebene 1: synchron);

(2) der Wandel des ausgestellten oder impliziten Zeitverständisses/ -bewusstseins in ein und derselben Gattung in je unterschiedlichen Zeiträumen (Objektebene 2: diachron);

(3) die Interdependenz von epochalen und unterschiedlichen generischen Konstrukten in einem spezifischen Zeitraum (Metaebene 1: synchron); 

(4) Transformationsprozesse von Gattungssystemen auf Grund von Transformationen epochaler Konfigurationen (Metaebene 2: diachron).

Zu den genannten vier Aspekten treten – insbesondere, aber nicht nur – aus mediävistischer und frühneuzeitlicher Perspektive weitere Problemdimensionen hinzu, die dazu beitragen, die klaren heuristischen Grenzziehungen zwischen den Aspekten 1-4 zum Teil bereits auf der Objektebene zu unterlaufen, nicht zuletzt, weil die den Gattungen oft eingeschriebenen oder mit ihnen implizit assoziierten Zeitindizes in den Texten selbst Gegenstand ästhetischer Reflexion werden. 

Daher schließen sich folgende Fragen an die oben genannten Aspekte an:

  • Welche Rolle spielt die Gattungsmischung beim Entwurf von Zeitlichkeiten in den Texten?

  • Inwieweit trägt die (De-)Konstruktion von Zeitlichkeiten in den Texten selbst zur Kritik von Epochenkonzepten bei?

  • Welche ästhetischen Dimensionen spielen eine Rolle bei der Konstruktion von Zeitlichkeiten? Was ist der Zusammenhang von Zeit(lichkeit) und ästhetischer Gestaltung?

  • Welche Dynamiken, Spannungen, ästhetische und reflexive Potenziale lassen sich aus dem komplexen Zusammenhang von Gattung und Zeitlichkeit gewinnen – insbesondere, wenn die in den Texten konstruierten Zeitlichkeiten den Konzepten von Zeit widersprechen, wie sie konventioneller Weise mit den jeweiligen Gattungen in Verbindung gebracht werden?

  • Welche Konsequenz haben multiple Zeitlichkeiten in den Texten für das Verständnis von Gattungen? 

  • Wie wirkt sich das Verhältnis von Gattungs- und Diskurskonventionen (z.B. religiösen, antik-höfischen, volkssprachlichen oder lateinischen Diskursen) auf die Konstruktion solch hybrider, multipler Zeitlichkeiten aus? Schlagen variable Zeitkonstruktionen auf der Objektebene eher thematisch, semantisch, allegorisch und/oder struktursemiotisch zu Buche? Und wie hängt auf der Metaebene die Literaturgeschichte bestimmter Gattungen mit deren Theoriegeschichte zusammen? 

  • Wie lassen sich die analytisch diffusen (‚emergenten‘), nicht selten ironisch inszenierten Übergänge zwischen formal distinkter Gattung (z.B. Allegorie, Satire, ‚Lyrik‘) und gattungstransgressiver ‚Schreibweise‘ (z.B. Gattungs- oder Diskurszitate) für die parallel transformierten Temporalitäten möglichst präzise fassen?

Programm:

09:00 Susanne Reichlin (München) und Coralie Rippl (Zürich)

Weltabkehr transgenerisch. Zeitwahrnehmung und Zeitmodellierung in geistlichen Texten und Bildern

09:45 Diskussion
10:15 Pause
10:30 Maximilian Benz (Bielefeld) und Susanne Köbele (Zürich)

Wildhelms bilde – swebende, lebende. Zeitindices zwischen Allegorie und âventiure bei Johann von Würzburg

11:15 Diskussion
11:45 Eva von Contzen (Freiburg)
Epische Breite: Zeit und Form in mittelenglischen Troja-Erzählungen
12:30 Diskussion
12:45 Mittagspause
14:15 Andrew James Johnston (Berlin)
Shakespeares
The Two Noble Kinsmen und Chaucers Canterbury Tales: Wie man eine Rahmenerzählung auf die Bühne bringt
14:45 Diskussion
15:00 Wolfram Keller (Berlin)
Zeitliche Interventionen in der ‚Matter of Rome‘
15:30 Diskussion
15:45 Pause
16:00 Roman Kuhn (Berlin)

Brieflaufzeiten. Generische Zeitschichten in Versepisteln und poésies fugitives des französischen 18. Jahrhunderts

16:25 Diskussion
16:50 Klaus W. Hempfer (Berlin)
Gattungsprofil, Zeitindex und die Epentheorie Voltaires und Marmontels
17:15 Diskussion
17:40 Ende